Dienstag, 10. Januar 2012

Tool

 -via-Brown 2011
Diese Fotos zeigen ein Lippfisch Cherodon schoenleinii  am Grossen Barriere Riff in Australien, wie es ein Muschel öffnet, in dem es diese an einen Stein zerschmettert. Nach der Veröffentlichung dieser Fotos im Herbst 2011 ging ein Aufschrei durch das Netz: Fische verwenden Werkzeuge!


Dies ist ein Schlüsselbegriff ("tool use" auf Englisch) in der Forschung, da es sich hier um einen Eigenschaft handelt die traditionel als rein menschlich betrachtet wird. Kann man, als Forscher, berechtigt ein Verhaltensweise/eine Publikation so betiteln, ist man sich der Aufmerksamkeit von Wissenschaft und Medien sicher.
Doch wie so oft in der Wissenschaft findet hier ein Definitionsdebatte statt: In der Veröffentlichung von  Jones, Brown und Gardner zu den Aufnahmen benutzen sie die Definition der Schimpanzenmama Jane Goodall, die als erste Werkzeugnutzung über den Menschen hinauszeigen  konnte.
the use of an external object as a functional extension of mouth or hand in the attainment of an immediate goal

 (van Lawick-Goodall 1970)
D.h. jeglich Benutzung eines externen Objektes als funktionelle Erweiterung von Mund oder Hand zum Erreichen eines unmittelbaren Zieles (toll, ich kann übersetzen ;) ).
Das finde ich ein bisschen sehr breit gefasst. Ein solche Definition ist möglich aber in wie fern ist diese Verhaltensweise etwas besonderes? Es ist sicherlich ein Zeichen für Lernfähigkeit über dem Maße, das man Fischen sonst so zuschreibt, hinaus aber die Zeiten von " Fische haben ein Gedächtnis von 20 Sekunden" sind, so dachte ich, schon lange vorbei.
In einem daraufhin publiziertem Review von Culum Brown, einem der Autoren  des Berichtes, wird beschrieben wie der Begriff des Werkzeuges für Fische insbesondere weiter gefasst werden muss, da sie keine Hände besitzen und im Wasser anderen mechanischen Regeln unterliegen. Reicht es denn nicht  festzustellen, dass sie zum Nahrungserwerb ihre Umgebung miteinbeziehen? Muss man von Werkzeugen sprechen?
Es ist mühsam wenn krampfhaft versucht wird, die Fähigkeit eines Tieres, in eine menschliche Kategorie zu stecken. Ist es nicht so beeindruckend genug?


Kurz darauf folgte noch ein Video, diesmal aus Palau und einer anderen Lippfischart Cherodon anchorago.